Lieber Herr Dr. Ganser,
Herr Effenberger berichtete mir auf der Fahrt über die Autobahn in der Höhe von Bayreuth von einem großartigen Abend anläßlich der Verleihung des Friedenspreises in Bautzen an Sie. Der Preis und der beeindruckende Zuspruch im ganzen Land für Sie machen deutlich, wie sehr Sie das Empfinden der Menschen mit den von Ihnen gesetzten Themen treffen. Man fragt sich dann und dort, ob in den Jahren einer ungewöhnlichen Auseinandersetzung etwas bewirkt werden konnte. In Bautzen wurde sogar der Stadtrat beschlußunfähig, weil die Mehrzahl der Stadtratsmitglieder sich auf den Weg zu Ihnen machte. Mehr als alles andere macht das deutlich, wie gekonnt der Friedenskreis aus Bautzner „sein Händchen“ gezeigt hat, indem er Ihnen die reizende kleine Skulptur überreichte und Sie mit einem wunderbaren Abend würdigte. Zu unserem Kontinent und unserer Kultur gehört ein Satz in besonderer Weise: auch die andere Seite muß gehört werden. Sie entsprechen diesem europäischen Kernsatz für friedliches Zusammenleben in vorbildlicher Weise. Schon das „Alte Testament“ spricht davon, daß es auf den einzelnen Menschen ankommt, der sich zum Wohle seines Volkes einsetzt. Diesem Grundsatz entsprechen Sie und meinen es ernst mit Decartes.: dubito, ergo cogito, cogito, ergo sum. Das ist keine theoretische Wohlfühlhaltung.
Sie stehen damit gegen die Fanfaren, die wieder zum Waffengang blasen. Wie sagte es gestern der amerikanische Präsident Trump über seinen ehemaligen Sicherheitsberater, Herrn John Bolton. Wenn es dessen Empfehlungen gefolgt wäre, befände sich die Welt schon im „Weltkrieg sechs“. Die Trompeter des Krieges zeigten sich gestern in Bautzen als „kleiner Haufen“.
Beste Grüße
Ihr Willy Wimmer