Die unterschätzte Wahrheit: Wie die Assads gegen radikale Kräfte kämpften und die religiöse Vielfalt bewahren wollten“

Teil 2: „Syrien unter den Assads: Der schwierige Balanceakt zwischen Vielfalt und Radikalisierung“

Ein Artikel von Andreas Manousos

Seit dem Sturz von Baschar al-Assad überschlagen sich westliche Mainstream-Medien mit Berichten über angebliche Verbrechen seiner Regierung. Häufig wird von Hunderttausenden Opfern gesprochen, die sowohl er als auch sein Vater Hafiz al-Assad zu verantworten hätten. Doch wie bei vielen geopolitischen Konflikten lohnt sich ein Blick hinter die plakative Rhetorik.

Die Realität ist komplexer: Die Assads sahen sich mit gewaltigen Herausforderungen konfrontiert. Während viele Staaten Syriens kulturelle und geopolitische Bedeutung im Nahen Osten ignorieren, kämpften die Assads gegen die wachsende Bedrohung durch radikale islamistische Bewegungen, die das Land in einen fundamentalistischen Staat verwandeln wollten. Gleichzeitig versuchten sie, die religiöse Vielfalt zu schützen – ein Ziel, das sie durch die harte Hand ihrer Regierungen und nicht selten mit umstrittenen Maßnahmen verfolgten.

Die Einführung der Scharia: Eine bedrohliche Entwicklung

Mit der Machtübernahme von Hayat Tahrir al-Sham (HTS) unter der Führung von Abu Mohammed al-Golani zeichnet sich ein düsteres Bild für die Zukunft Syriens ab. Die Gruppe hat bereits damit begonnen, die Scharia in von ihr kontrollierten Gebieten einzuführen. Die Auswirkungen dieser Maßnahmen sind besorgniserregend:

Frauenrechte: Frauen werden gezwungen, strenge Kleidervorschriften einzuhalten, ihre Bewegungsfreiheit wird stark eingeschränkt, und ihre Teilhabe am öffentlichen Leben wird systematisch reduziert.

Körperstrafen: Öffentliche Auspeitschungen und Amputationen werden als Strafen für Vergehen eingeführt, die nach internationalem Recht als menschenrechtswidrig gelten.

Unterdrückung von Minderheiten: Religiöse und ethnische Minderheiten sind in akuter Gefahr, da die Scharia keine Gleichberechtigung für Andersgläubige vorsieht.

Diese Maßnahmen markieren einen massiven Rückschritt für die syrische Gesellschaft, die unter den Assads, trotz aller politischen Probleme, ein gewisses Maß an religiöser Vielfalt und säkularer Ordnung bewahrt hatte.

Die Rolle des deutschen Mainstreams

Ein kritischer Blick auf die deutsche Berichterstattung zeigt, dass viele Medien den Sturz Assads als „Befreiung“ feiern. Dabei wird häufig ignoriert, dass diese „Befreiung“ in Wahrheit die Machtübernahme einer radikal-islamistischen Gruppierung bedeutet. Kritiker werfen den Medien vor, die Einführung der Scharia in Syrien nicht ausreichend kritisch zu beleuchten. Die Frage bleibt: Wie können deutsche Medien die Machtübernahme durch eine Organisation wie HTS abfeiern, die internationale Menschenrechtsstandards systematisch untergräbt?

Auch die Berichterstattung über Syrer in Deutschland, die den Sturz Assads feiern, bleibt oft unkritisch. Diese Gruppen werden vielfach als „Demokratiebefürworter“ dargestellt, obwohl einige dieser Exil-Syrer Verbindungen zu radikal-islamistischen Netzwerken haben könnten. Der deutsche Mainstream hat hier eine besondere Verantwortung, die Hintergründe und Interessen dieser Gruppen genauer zu beleuchten.

Die geopolitischen Interessen hinter der Destabilisierung Syriens

Die westliche Einmischung in Syrien hat nicht nur zur Destabilisierung des Landes beigetragen, sondern auch radikalen Gruppierungen wie HTS den Weg an die Macht geebnet. Programme wie „Timber Sycamore“, das von der CIA initiiert wurde, um sogenannte moderate Rebellen zu unterstützen, haben letztlich oft dazu geführt, dass Waffen und Ressourcen in die Hände extremistischer Gruppen gelangten.

Die geopolitischen Interessen der USA, der Türkei und anderer Akteure spielen eine zentrale Rolle bei der aktuellen Lage in Syrien. Während die USA sich darauf konzentrieren, ihren Einfluss in der Region zu sichern, verfolgt die Türkei unter Präsident Erdoğan ihre eigenen Ziele. Diese umfassen nicht nur die Eindämmung kurdischer Kräfte, sondern auch die Unterstützung islamistischer Gruppen, die ihren Interessen entsprechen.

Ein gefährlicher Präzedenzfall

Die Einführung der Scharia durch HTS in Syrien könnte weitreichende Folgen haben. Sie könnte als Vorbild für andere radikal-islamistische Gruppen dienen, die ähnliche Ziele verfolgen. Gleichzeitig birgt die Unterstützung solcher Gruppen durch internationale Mächte das Risiko, dass sich ähnliche Entwicklungen in anderen Teilen der Welt wiederholen.

Auch für Europa, insbesondere Deutschland, ergeben sich daraus Gefahren. Bereits jetzt sind radikale islamistische Strömungen in Deutschland aktiv. Demonstrationen wie jene am Alexanderplatz in Berlin, bei denen offen die Einführung der Scharia gefordert wurde, zeigen, dass diese Ideologien auch hier Fuß fassen. Laut Berichten werden viele dieser Netzwerke aus dem Ausland finanziert, insbesondere durch Länder wie Saudi-Arabien, Katar und die Türkei.

Die moralische Verantwortung des Westens

Der Westen steht vor einer moralischen Zwickmühle: Einerseits propagieren die westlichen Regierungen die Förderung von Demokratie und Menschenrechten, andererseits haben ihre Interventionen in Syrien und anderen Ländern häufig genau das Gegenteil bewirkt. Die Unterstützung von Gruppen, die die Scharia einführen und fundamentale Menschenrechte verletzen, wirft die Frage auf, ob geopolitische Interessen über moralische Grundsätze gestellt werden.

Es ist essenziell, dass sich westliche Regierungen und Medien ihrer Verantwortung bewusst werden. Eine einseitige Darstellung der Ereignisse und die Verharmlosung radikaler Entwicklungen schwächen nicht nur das Vertrauen in demokratische Institutionen, sondern gefährden auch langfristig die Stabilität in der Region und darüber hinaus.

Fazit

Die aktuelle Lage in Syrien zeigt, wie komplex und vielschichtig geopolitische Konflikte sein können. Die Machtübernahme durch HTS und die Einführung der Scharia markieren nicht nur einen Rückschritt für Syrien, sondern bergen auch Gefahren für die internationale Gemeinschaft. Radikale Kräfte dürfen weder durch politische Passivität noch durch mediale Nachlässigkeit legitimiert werden.