Christi Höllenfahrt

Eine nichtketzerische Aufklärung von Andreas Manousos

Ich widme diesen Pressebericht meinem sehr guten und vertrauten Freund Martin, der mit seiner Familie in New York lebt. Martin ist nicht nur ein großer Freund spannender Lektüre, sondern auch ein Kenner der Bibel – und wie wir hier sehen, kann diese auch ausgesprochen spannend sein.

Weihnachten ist vorüber, ein neues Jahr hat begonnen, und bald steht wieder Ostern vor der Tür. Am 29. Mai 2025 feiern wir in Deutschland Christi Himmelfahrt, einen der zentralen Feiertage im christlichen Kalender, der 40 Tage nach Ostern begangen wird. Doch erinnern Sie sich, wie oft wir über diesen Feiertag sprechen, ohne ihn wirklich zu hinterfragen? Vor vielen Jahren stellte mir jemand an einem Christi-Himmelfahrts-Tag eine ungewöhnliche, fast humorvoll gemeinte Frage: „Gab es eigentlich auch eine Christi Höllenfahrt?“

Ich zögerte keine Sekunde und antwortete ernsthaft: „Ja, die gibt es tatsächlich, beziehungsweise die gab es.“ Die großen, ungläubigen Augen meines Gegenübers verrieten, dass er die Frage wohl eher rhetorisch gemeint hatte. Doch meine Antwort war nicht aus der Luft gegriffen – sie basierte auf den Grundlagen des christlichen Glaubens und einer faszinierenden Geschichte, die ich bis heute nicht vergessen habe.

Diese Erinnerung führte mich zurück an meine Zeit am Erzbischöflichen Friedrich-Spee-Kolleg in Neuss, wo die Höllenfahrt Christi einmal beiläufig erwähnt wurde. Es war keine zentrale Lehrstunde, kein intensiver theologischer Diskurs. Dennoch blieb diese Information bei mir hängen, so als wollte sie sich nicht von mir trennen. Vielleicht, weil diese Geschichte tiefgründiger ist, als sie zunächst scheint.

Wo steht das in der Bibel?

Vielleicht stellen Sie sich jetzt die gleiche Frage wie mein damaliger Gesprächspartner: „Wo genau steht das in der Bibel?“ Tatsächlich gibt es im Neuen Testament Hinweise auf die Höllenfahrt Christi, wenn auch keine ausführliche Beschreibung. Besonders zwei Stellen sind hier entscheidend:

In 1. Petrus 3,18-19 heißt es: „Christus wurde getötet nach dem Fleisch, lebendig gemacht nach dem Geist. In diesem ist er auch hingegangen und hat den Geistern im Gefängnis gepredigt.“ Mit dem „Gefängnis“ ist traditionell das Reich der Toten gemeint, wo die Seelen der Verstorbenen warteten.

Eine weitere Stelle findet sich in Epheser 4,9: „Was bedeutet ‚Er ist hinaufgestiegen‘ anderes, als dass er auch hinabgestiegen ist in die Tiefen der Erde?“ Dies wird oft als Hinweis auf den Hinabstieg Jesu in die Unterwelt gedeutet.

Doch diese biblischen Aussagen bleiben vage. Die detaillierte und dramatische Erzählung der Höllenfahrt Christi finden wir außerhalb der Bibel – in einem der sogenannten Apokryphen, dem Nikodemus-Evangelium.

Jesu Zeit in der Wüste und seine Begegnung mit dem Teufel

Bevor wir zur Höllenfahrt kommen, lohnt es sich, einen Blick auf eine andere entscheidende Episode in Jesu Leben zu werfen: seine 40 Tage in der Wüste. Nach seiner Taufe zog sich Jesus in die Einöde zurück, um zu fasten und zu beten. Dort begegnete er dem Teufel, der ihn in einer dreifachen Versuchung auf die Probe stellte.

Der Teufel bot Jesus Nahrung an, forderte ihn heraus, seine göttliche Macht zu beweisen, und versprach ihm alle Reiche der Welt, wenn Jesus ihn anbeten würde. Doch Jesus widerstand jeder Versuchung mit Worten aus der Heiligen Schrift und zeigte damit seine Standhaftigkeit und Treue zu Gott. Diese Episode wird oft als Vorbereitung auf Jesu späteren Triumph über den Tod und die Mächte der Finsternis verstanden – eine Vorgeschichte zu seiner Höllenfahrt.

Die Höllenfahrt Christi im Nikodemus-Evangelium

Das Nikodemus-Evangelium, auch bekannt als die Pilatusakten, bietet die ausführlichste Darstellung der Höllenfahrt Christi. Es erzählt, wie Jesus nach seinem Tod am Kreuz hinab in die Unterwelt stieg, um die Gerechten des Alten Testaments zu erlösen.

Die Erzählung ist voller Dramatik: Jesus bricht die Tore der Hölle auf, zerschmettert die Ketten des Todes und besiegt die dunklen Mächte der Unterwelt. Adam, Eva, Abraham, David und viele andere, die seit Generationen in der Gefangenschaft des Todes warteten, werden befreit und ins Paradies geführt.

Diese Szene ist nicht nur triumphal, sondern auch symbolisch. Sie zeigt Jesus als universalen Erlöser, dessen Opfer alle Dimensionen der Existenz durchdringt – Himmel, Erde und Unterwelt. Die Höllenfahrt Christi ist ein zentraler Bestandteil seines Sieges über Tod und Hölle, der in der christlichen Tradition oft gefeiert, aber selten eingehend beleuchtet wird.

Die Apokryphen: Verlorene Evangelien und verborgene Geschichten

Das Nikodemus-Evangelium ist eines von vielen apokryphen Texten, die in den ersten Jahrhunderten des Christentums weit verbreitet waren. Diese Schriften wurden im 4. Jahrhundert von der Kirche aus dem biblischen Kanon ausgeschlossen. Warum?

Während der Konzile von Laodizea (363 n. Chr.) und Karthago (397 n. Chr.) legte die Kirche fest, welche Texte als „inspiriert“ und damit verbindlich für die Heilige Schrift gelten sollten. Viele Apokryphen wurden aussortiert, weil sie theologisch von der offiziellen Lehre abwichen oder als spekulativ und mystisch galten.

Bekannte Apokryphen sind unter anderem das Evangelium des Thomas, das Evangelium des Judas, das Kindheitsevangelium des Jakobus und natürlich das Nikodemus-Evangelium.

Die Apokryphen und die NASA

Meine Neugier auf die Apokryphen wurde nicht nur durch meine Schulzeit oder theologisches Studium geweckt, sondern auch durch populäre Vorträge von Erich von Däniken. Er zitierte oft aus diesen Texten und verband sie mit kühnen Theorien über außerirdisches Leben und antike Technologien.

Später stieß ich auf Berichte, dass sich sogar die NASA mit den Apokryphen beschäftigt haben soll. Es heißt, dass die NASA eine eigene bibelwissenschaftliche Abteilung unterhielt, die diese Schriften auf mögliche kosmologische Hinweise untersuchte. Einige spekulierten, dass die Apokryphen antikes Wissen über das Universum oder gar fortschrittliche Technologien enthalten könnten. Ob das der Wahrheit entspricht, bleibt unklar, doch es zeigt die kulturelle und intellektuelle Bedeutung dieser Schriften.

Warum ich diesen Bericht schreibe

Warum schreibe ich eigentlich so plötzlich über den Abstieg des Erlösers in die Hölle, um gute Seelen zu befreien? Diese Frage habe ich mir heute beim Essen auch gestellt. Vielleicht liegt es daran, dass Menschen die Zeichen der Zeit oft nur in Paradigmen, also in passenden Bildern, verstehen oder verstehen wollen. Wir erleben gerade jetzt einen der größten Umbrüche der Neuzeit. Und vielleicht suche ich – für mich selbst, aber auch für meinen Freund Martin – ein solches Bild. Ein Bild, das uns hilft, die Zeichen der Zeit zu deuten und zu erklären, besonders im Hinblick auf die Kapitel 12, 13 und insbesondere Kapitel 14 der Apokalypse. Denn manchmal geben uns diese Bilder Orientierung und Hoffnung, gerade wenn die Welt um uns herum unruhig ist und sich neu zu formen scheint. In diesem Sinne mag die Höllenfahrt Christi nicht nur ein theologisches Konzept sein, sondern auch ein Spiegel, in dem wir etwas von unserer eigenen Zeit erkennen können.


Quellenverzeichnis

  1. Die Bibel, Lutherübersetzung 2017, 1. Petrus 3,18-19; Epheser 4,9.
  2. Nikodemus-Evangelium, auch bekannt als Pilatusakten, apokryphe Schrift, ca. 4. Jahrhundert.
  3. Konzil von Laodizea (363 n. Chr.) und Konzil von Karthago (397 n. Chr.).
  4. Erich von Däniken: Vorträge und Veröffentlichungen zu biblischen und kosmologischen Themen.
  5. Berichte zur NASA und deren bibelwissenschaftlicher Abteilung