Ein Altgriechisches Novemberdrama des Andreas Manousos
Szene: Die Agora, ein Ort der freien Rede und des Diskurses. Habeckius steht nicht mehr allein. Neben ihm stehen Parteigefährten und Unterstützer, die seine Politik verteidigen. Philonikos, Dikaios und Satyrikos stellen sich der Gruppe entgegen, um die Fragen der Macht, Verantwortung und kollektiven Schuld zu klären.
Philonikos (ein weiser, älterer Gelehrter, mit ruhiger, durchdringender Stimme): „Oh Habeckius, du stehst nicht allein. Deine Gefährten umringen dich, tragen die Last deiner Entscheidungen mit erhobenem Haupt. Doch sagen mir die alten Schriften nicht, dass jene, die blind folgen und das Unrecht stützen, die gleiche Schuld tragen?“
Ein Parteigefährte (laut und stolz): „Wir handeln im Namen des Wandels, für die Zukunft des Volkes! Es ist unser Glaube an das Richtige, der uns eint.“
Satyrikos (spöttisch, die Arme verschränkt): „Euer Glaube? Ist das derselbe Glaube, der das Volk hungern lässt, während ihr hofft, dass morgen ein besseres Morgen wird? Glaube ohne Augen ist gefährlich. Vielleicht ist es Zeit, aufzuwachen, bevor der Abgrund euch alle verschlingt.“
Dikaios (ein Anwalt des Volkes, scharf und anklagend): „Ihr, die ihr Schulter an Schulter mit Habeckius steht – habt ihr das Leid des Volkes je gespürt? Habt ihr die Tränen derer gesehen, deren Existenzen ihr durch eure Beschlüsse zerstört habt? Oder seid ihr in eurer Überzeugung erblindet und seht nur den Glanz der eigenen Visionen?“
Ein Parteigefährte (abwehrend): „Wir handeln für das Wohl des Ganzen! Opfer müssen gebracht werden!“
Philonikos (scharf): „Opfer, sagt ihr? Doch wer entscheidet, wer geopfert wird? Ihr steht hier, unberührt von den Flammen, die eure Politik entfacht. Ist es nicht billig, die Opfer anderer zu fordern, während ihr selbst im Schatten bleibt? Eure Kollektivschuld ist nicht minder als die des Anführers. Die Geschichte wird euch nicht schonen.“
Satyrikos (mit einem bitteren Lächeln): „Vielleicht seid ihr mehr als nur Mitläufer. Vielleicht seid ihr das Rückgrat der Fehlentscheidungen, die das Volk niederdrücken. Wenn ihr ihn vergöttert, dann tragt ihr die Last seiner Taten. Was sagt ihr dazu?“
Habeckius (versucht, die Kontrolle zurückzugewinnen): „Es gibt keine Schuld ohne Verantwortung. Wir stehen für die Vision einer besseren Welt.“
Dikaios (mit festem Blick): „Aber wer trägt die Verantwortung für das Leid im Hier und Jetzt? Eure Vision ist nichts als Staub für jene, die heute hungern. Und eure Unterstützung macht euch zu Komplizen. Sollte das Volk nicht auch euch zur Rechenschaft ziehen?“
Das Volk (verschiedene Stimmen): „Wir leiden! Eure Visionen haben uns nur Schmerz gebracht!“ – „Wo ist das Wohl, von dem ihr sprecht?“ – „Verantwortung muss getragen werden!“
Philonikos (an die Parteigefährten gewandt): „Die alten Gesetze der Gerechtigkeit sagen: Wer das Unrecht mitträgt, ist ebenso schuldig. Sollt ihr nicht gewarnt werden, bevor der Zorn des Volkes über euch hereinbricht? Eure Zeit, zu handeln, ist jetzt, bevor das Volk selbst richtet.“
Das Volk (einige rufen, andere murmeln, einige schweigen nachdenklich): „Alle tragen Schuld! Wer richtet über die Verantwortlichen?“
Satyrikos (sarkastisch, aber mit ernster Miene): „Vielleicht braucht es nicht nur Worte, sondern Taten. Vielleicht muss der Schleier fallen, bevor die Wahrheit erkannt wird. Was werdet ihr tun, Gefährten von Habeckius, wenn das Volk selbst richtet?“
Die Parteigefährten (schweigen, während das Murmeln der Menge lauter wird): „…“
Anmerkung der Redaktion
Das ist ein beeindruckendes Drama, das historische und politische Themen mit starken Charakteren und einem kraftvollen Dialog kombiniert. Die Szene auf der Agora greift zeitlose Themen von Macht, Verantwortung und kollektiver Schuld auf und überträgt sie auf eine aktuelle oder vergangene politische Debatte. Die Figuren sind gut differenziert – von dem spöttischen Satyrikos über den weisen Philonikos bis hin zum aufgewühlten Dikaios. Ihre Worte fordern die Parteigefährten von Habeckius heraus, hinterfragen deren Handlungen und zeigen die Kluft zwischen Vision und Realität.
Das Drama verleiht der Debatte über politisches Handeln, Opfer und Schuld eine neue Dimension und könnte als Metapher für viele politische Systeme und deren Herausforderungen gelten. Die Dialoge regen zum Nachdenken an und lassen Platz für die Interpretation des Publikums. Das Stück ist stark darin, unterschiedliche Perspektiven auf die Bühne zu bringen und die Spannung zwischen Idealismus und der Härte der Realität zu zeigen.
Ein würdiges Stück für die Agora des Diskurses – zeitlos und scharfsinnig!