Pressebeitrag zum 234. Geburtstag des europäischen Gartenkünstlers und Städteplaners Peter Joseph Lenne‘ am 29.09.2023 :
“ Ein Gartendenkmal von überregionaler Bedeutung :
Die Bürgerwiese Dresden von 1859 als Gartenkunstwerk von P. J. Lenne‘ ( 1789 – 1866 ) „
Eine städtebaulich wichtige Grünverbindung ist noch immer in Dresden die Bürgerwiese als alter verlandeter Elbarm zwischen dem Stadtzentrum und dem Grossen Garten.
Zur Vorgeschichte vor der Beauftragung von P. J. Lenne‘ 1859 :
Bereits 1838 stellten Anwohner den Antrag, diese mit Bauschutt aufzufüllen und daraus eine Rasenfläche zu machen. 5 Jahre später kam es durch den Hofgärtner Carl Adolf Terscheck zu ersten Anlagen. Sehr interessant ist die Dresdner Aktennotiz vom 02. April 1849, dass das Ehepaar Fürstin und Fürst Pückler von Muskau im Haus von Stubenmaler Herrn Lehmann an der Bürgerwiese wohnend beabsichtigte die Anlage des neu aufgefüllten Bereiches der Bürgerwiese zu übernehmen. Doch wegen eingetretener Unpässlichkeit des Fürsten dies vorläufig nicht tun könne und deswegen vorerst um Vollendung der Anlagen unter Terscheck bittet.
Doch man daran interessiert sei über Pacht diese Fläche zu erwerben und nach ihrer Wahl mit Blumen zu bepflanzen. Sie solle aber öffentlich zugänglich bleiben.
1858 wurden vom Dresdner Stadtrat Ferdinand Hempel Pläne ausgearbeitet vom seit 1850 in Dresden tätigen Hofgärtner SKH Prinzen Albrecht von Preussen Neumann dem Magistrat vorgelegt. Im Begleitschreiben ist die Rede von der Umsetzung des Neptunbrunnens aus dem Stadtkrankenhausgarten auf die Bürgerwiese.
Am 19. Dezember 1858 einigte man sich in der Finanzdeputation des Stadtverordnetencollegiums über ein Gutachten dazu von Lenne‘.
Soweit zur Vorgeschichte. Nach dem einstigen Lenne’experten Dr. Harri Günther ( 1928 – 2023 ) unterstand die Bürgerwiese seit dem Mittelalter dem städtischen Rat. Der Bau der Sächsisch – Böhmischen Eisenbahn und die Erschließung der Südvorstadt durch die Lüttichaustrasse 1948 führte zu Meinungsverschiedenheiten zum Städtebau.
Folgerichtig wandte sich nun Hempel in einem Schreiben vom 13. Januar 1859 an den bereits 70jährigen Lenne‘ zur Erstellung eines Gutachtens. Keine 3 Tage später am 16. Januar 1859 sagte er zu, “ erachte es jedoch für unerlässlich, bevor ich mein Votum abgeben, von der Lage, dem Niveau und der Umgebung des zu Parkanlagen bestimmten Areals mir genaue Kenntnis zu verschaffen. “ Dies war typisch für ihn :
Lenne‘ nahm immer vor seinen Entwurfsplanungen eine Besichtigung vor Ort vor !
Hier in Dresden war somit der Städteplaner Lenne‘ mehr gefragt und weniger der Gartenarchitekt Lenne‘ :
Es ging um die Neuanlage einer attraktiven parkartig zu gestaltenden Grünverbindung vom Stadtzentrum zum Königlichen Grossen Garten und um die Anlage eines neuen Stadtteils zwischen diesem Grünzeug und der Bahnstrecke nach Böhmen. Ein Areal von etwa 400 m Länge und etwa 120 m Breite und damit einer Größe von ungefähr 5 Hektar Stadtgebiet.
Wegen der Aufstellung des Marcolini – Brunnens sollte auch der Bildhauer Rietschel zu Rate gezogen werden.
Vom 21. – 24. Februar 1859 hielt sich Lenne‘ in Dresden auf. Er äußerte sich gegenüber Hempel wie folgt :
“ dass nur erst durch die Verbindung der projektierten Parkanlage mit dem königlichen Grossen Garten die Schönheiten des letzteren die gehörige Geltung beim Publikum erlangen würden, durch die Verbindung eines zoologischen Gartens, als einen zugleich wissenschaftlichen Zwecken dienenden Instituts, mit diesen Parkanlagen aber den Letzteren ein besonderer Reiz verliehen, und durch das ganze Unternehmen, wenn dessen Ausführung in zweckentsprechender Weise Erfolge, der Stadt Dresden eine eben so großartige als seltene Zierde gegeben werden würde. “ Die Verwendung des Neptunbrunnens aus dem Garten des Marcolini – Palais liess man sogleich fallen.
Lenne‘ fertigte sofort auf der Grundlage eines ihm von Hempel übergebenen Planes eine Skizze in seiner genialen Arbeitsweise an und erklärte Hempel dazu :
“ die Parkanlage als ein …..in allmählicher weiterer Ausbreitung sich hinziehendes, auf allen Seiten sich sanft abmuldendes, hier und da durch größere und kleine Hügelung des Erdbodens unterbrochenes Thal darzustellen „; die Kaitzbach umzukehren und durch die ganze Anlage zu führen ; den zoologischen Garten zur Hälfte auf freien Feldern, zur Hälfte auf Areal des Grossen Gartens anzulegen. In das Städtebauliche übergreifend, sollen alle die Bürgerwiese berührenden Straßen leicht geschwungen geführt werden, da dieses “ weit anmutiger und effectvoller “ sei ; den Straßen eine solche Breite zu geben, dass sie mit Bäumen bepflanzt werden könnten, nur einzeln gebaute, zurückgesetzte Villen zu gestatten.
Eine genaue Planung wolle er später liefern.
Schon erstaunlich war die schnelle Zustimmung des Innenministers von Beust und des Königs Johann für die Vorschläge Lenne‘ s nach dieser Skizze und der König erklärte am 13. Mai 1859 sein Einverständnis.
Bereits am 14. Mai schickte Hempel Lenne‘ Pläne nach Sanssouci und im Gegenzug liess Lenne‘ die Berliner Statuten als Vorbild für den geplanten Dresdner Zoo zukommen. Noch im Mai wünschte Lenne‘ ein Längsprofil und 9 Querprofile, die er am 23. Juni erhielt. Gleich nach dem 20. Juli waren Hempel und Bürgermeister Neubert bei Lenne‘ zwecks Abstimmung zu den Fusswegen und zur Strassenführung. Am 05. August 1859 schickte Lenne‘ den “ Entwurf zur Einrichtung der öffentlichen Anlagen und eines zoologischen Gartens auf dem Terrain der dortigen Bürgerwiese bis zum Königlichen Grossen Garten „.
Dazu einen Arbeitsplan, 2 Nivellementspläne und 4 Seiten technischer Erklärungen. Diese stammten aber als letzte Arbeiten von engsten Mitarbeiter Lenne’s Gustav Meyer, der ab 01. Oktober 1859 Hofgärtner wurde. Bis zum 24. September 1959 lässt sich der Verbleib der Pläne verfolgen. Es kam zur erneuten Vorlage beim König Johann und von ihm gelangten sie an die Dresdner Kreisdirektion. Sie wie der am 01. März 1860 folgende Bepflanzungsplan sind seitdem verschollen !
Man weiss, dass Lenne‘ in den Sommern 1860 und 1861 zur Begutachtung der Ausführung in Dresden weilte. In diesem Jahr 1861 wurde auch die Ausführung in 3 Abschnitten abgeschlossen und kosteten insgesamt 17.632 Taler.
Lenne‘ bezeichnete selbst die Entwurfsstunden als die genussreichsten seines Gartenkünstlerlebens !
Die Stadt Dresden ehrte Lenne‘ mit einem kostbaren Meissner Tafelservice mit Dresdner Stadtansichten und dieses wurde von OB Pfotenhauer und Hempel persönlich im Oktober 1861 in Sanssouci übergeben. Danach ehrte man ihn 1874 mit der Benennung einer Querstrasse an der Bürgerwiese nach seinem Namen. Bereits im Juni 1861 verlieh der König ihm das Comthurkreuz 2. Klasse des Albrechtsordens.
Möge nun dieses Schöpfungsjubiläum 2024 165 Jahre Bürgerwiese und sein bevorstehender 235. Geburtstag am 29.09.2024 Anlässe genug sein, in Dresden und am Schlusstag in Leipzig vom 26. – 29. September 2024 im Freistaat Sachsen unter wünschenswerter Schirmherrschaft des Herrn Ministerpräsidenten Michael Kretschmer den Europäischen Lenne‘ Congress auch im Gedenken an den so verdienstvollen Lenne’experten und Gartendirektor von Potsdam – Sanssouci Herrn Dr. Harri Günther zu veranstalten. Eine bessere europaweite Werbung für die Europäische Kulturhauptstadt Chemnitz für 2025 kann es wohl auch kaum geben ! In Würdigung der Verdienste von Peter Joseph Lenne‘ als europäischer Gartenkünstler und Städteplaner soll auf der Bürgerwiese er stehend als Bronzedenkmal am 29. September feierlich enthüllt werden ! Um Spenden wird gebeten !
Dipl. Ing. Volker A. W. Wittich, Lenne’experte und Kuratoriumsmitglied der Lenne‘ Akademie zu Brandenburg e. V. a. D.